Zwischen Fakten und Fantasie – Warum Verschwörungstheorien die Wissenschaft bedrohen

in einer Zeit, in der wir von einem nahezu unerschöpflichen Zugang zu Wissen und Informationen  profitieren können, könnte man meinen, dass die Wissenschaft den höchsten Stellenwert in unserer Gesellschaft hat. Doch paradoxerweise erleben wir in den letzten Jahren eine zunehmende Negierung wissenschaftlicher Erkenntnisse und stattdessen eine wachsende Verbreitung von Verschwörungstheorien. Die Anzahl der Befürworter von konspirativen Mythen steigt stetig und wirbt insbesondere auf social media um neue Anhänger. Mit Erfolg. 

Wenn Wissen unbequem wird

Wissenschaft überprüft systematisch Hypothesen, sucht objektiv und transparent nach Belegen, hinterfragt, reflektiert und korrigiert sich selbst. 

Doch was passiert, wenn Menschen den Unterschied zwischen objektivem Hinterfragen und dem Leugnen nachweislicher Tatsachen nicht mehr erkennen?
Dann werden aus kritischen Gegenstimmen schnell Realitätsleugner. Vor allem, wenn wissenschaftliche Ergebnisse den eigenen Überzeugungen und Weltbild widersprechen und Ängste oder Verunsicherung auslösen.

Ob es um den Klimawandel, die Wirksamkeit von Impfungen, die Corona-Pandemie oder die flache Erde geht: Immer häufiger trifft die Wissenschaft auf Widerstand. Nicht etwa wegen fehlender Beweise, sondern weil die Realität unbequem sein kann.

Warum sind Verschwörungstheorien so attraktiv?

Verschwörungstheorien liefern einfache Erklärungen für komplexe Zusammenhänge. Statt vielschichtiger Analysen bietet die Theorie vom „großen Plan im Hintergrund“ klare Schuldige, starke Emotionen und oft das Gefühl von der Überlegenheit „die Wahrheit“ zu kennen, die anderen verborgen bleibt.

Besonders in Krisenzeiten, etwa während der Corona-Pandemie, florieren solche Ideen. Sie geben vermeintliche Kontrolle zurück, wo Unsicherheit und Unzufriedenheit herrscht. Und sie bieten Zugehörigkeit: Wer an eine Verschwörung glaubt, gehört oft zu einer „erwachten“ Gruppe, die sich von der „manipulierten Masse“ abgrenzt.

Eminenz lauter als Evidenz

In sozialen Netzwerken ist jede Meinung nur einen Klick entfernt, Fakten und Fiktion stehen dort oft gleichwertig nebeneinander. Algorithmen bevorzugen das, was Aufmerksamkeit erzeugt. Nicht das, was überprüft und korrekt ist. So verbreiten sich Lügen oft schneller als wissenschaftliche Fakten. Wer Zweifel sät, muss schon lange keine Beweise mehr liefern. Er muss nur möglichst laut und emotional auftreten. Zum Beispiel mit tränennassem Gesicht rhetorisch ausgeschmückte Desinformationen über Kinder und Adenochrom-Synthese zum Besten geben. Der faktenorientierte Rationalist kann darüber nur fassungslos den Kopf schütteln.

Was wir verlieren, wenn wir der Wissenschaft misstrauen

Die Folgen sind gravierend: Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert oder als Teil einer Verschwörung diskreditiert werden, verlieren wir die Basis unserer Existenz. Medizin, Technologie,Wirtschaft, Mobilität, Straßenverkehr, Digitalisierung, Politik, Psychologie, Landwirtschaft, Klimawandel …Ohne Vertrauen in Forschung und Fakten wird es unmöglich, diese Bereiche lebendig zu halten und Fortschritte zu erzielen. Stillstand, die Spaltung der Gesellschaft und eklatante Fehlentscheidungen sind die vorhersehbaren Folgen.

Fazit

Wissenschaft ist kein Dogma, sondern ein Werkzeug, um der Wahrheit näher zu kommen. Sie macht Fehler und sie lernt daraus. Wer die Wissenschaft negiert und stattdessen auf Verschwörungsnarrative setzt, fördert den Populismus und kognitive Bequemlichkeit.

Gerade deshalb ist es wichtiger denn je, aufzuklären und mit Fakten zu zeigen, warum die Wahrheit zwar manchmal unbequem und kompliziert, aber immer wertvoller als die bequemste Lüge ist.

 

Zurück zum Blog